Dvořáks Messe in D-Dur

Antonín Dvořák (1841-1904) ist neben Bedřich Smetana und Leoš Janáček der wichtigste Vertreter einer eigenständigen tschechischen Musik und gehörte zu den populärsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Gleichwohl nimmt die Messe in D-Dur eine Sonderstellung innerhalb der Kirchenmusik Dvořáks ein. Formal durchaus groß angelegt, war sie doch in der Erstfassung, die am 5. März zur Aufführung kommt, für eher bescheidene Verhältnisse gedacht. Der Architekt und Mäzen Josef Hlávka beauftragte anlässlich der Einweihung seiner neugebauten Schlosskapelle auf Schloss Lužany Dvořák, eine Messe zu komponieren, die in dieser Kapelle aufführbar war, was bedeutete, dass der Komponist auf eine Orchester-Besetzung und einen größeren Chor verzichten musste. Das Werk entstand zwischen dem 23. März und dem 17. Juni 1887. Am Tag der Fertigstellung schrieb der Komponist an seinen Auftraggeber:

„Sehr geehrter Herr Rat und lieber Freund! Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich die Arbeit (die Messe D-Dur) glücklich beendet habe und dass ich große Freude daran habe. Ich denke, es ist ein Werk, das seinen Zweck erfüllen wird. Es könnte heißen: Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott dem Allmächtigen und Dank für die große Gabe, die mir gestattete, dieses Werk zum Preis des Allerhöchsten und zur Ehre unserer Kunst glücklich zu beenden. Wundern Sie sich nicht, dass ich so gläubig bin – aber ein Künstler, der es nicht ist, bringt nichts solches zustande. Haben wir denn nicht Beispiele an Beethoven, Bach, Raffael und vielen anderen? Schließlich danke ich auch Ihnen, dass Sie mir die Anregung gaben, ein Werk in dieser Form zu schreiben, denn sonst hätte ich kaum je daran gedacht; bisher schrieb ich Werke dieser Art nur in großem Ausmaße und mit großen Mitteln. Diesmal aber schrieb ich nur mit bescheidenen Hilfsmitteln, und doch wage ich zu behaupten, dass mir die Arbeit gelungen ist.“

Die Uraufführung, nur von der Orgel begleitet, fand am 11. September 1887 unter der Leitung des Komponisten in der Schlosskapelle statt. Zdenka Hlávka, die Frau des Auftraggebers, und Dvořáks Frau Anna sangen die weiblichen Solopartien. 1892 erstellte Dvořák eine Orchesterfassung der Messe, die mit ihren traditionellen Formen und den originellen, im Melos manchmal volkstümlich bzw. volksliedhaft geprägten Gedanken und ihrem harmonischen Reichtum eher von lyrischer Meditation als von dramatischer Unmittelbarkeit gekennzeichnet ist.

Neben der D-Dur-Messe von Antonín Dvořák erklingt im Konzert am 5. März Liszts Orgelwerk “Evocation à la Chapelle Sixtine“, das während seines ersten Romaufenthalts im Jahr 1862/1863 entstand.

Das Werk kann als Erinnerungsmusik bezeichnet werden – Liszt verlor kurz zuvor zwei seiner Kinder – , eine Musik zwischen Dunkel und Licht, zwischen Tod und Leben, in der Motive zweier klassischer Werke (Allegris Miserere und Mozarts Ave verum) aufgegriffen werden, die der Komponist beim Besuch der Sixtinischen Kapelle in Rom gehört hat: „Die Misere und Ängste des Menschen stöhnen in dem Miserere; Gottes grenzenlose Barmherzigkeit und sein geneigtes Ohr antworten darauf und singen im Ave verum corpus. Das rührt an das erhabenste der Mysterien, das uns offenbart, dass die Liebe über das Böse und den Tod den Sieg davonträgt.“

(vgl. Vorwort zur Carus-Ausgabe der Messe und Wikipediaartikel zur D-Dur-Messe von Dvořák sowie Texte zu Franz Liszt und die Orgel von M. Haselböck))