Dvořáks Messe in D-Dur – 5. März 2023

„Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott“

Zur Aufführung von Dvořáks Messe in D-Dur am 5. März 2023 in der Stadtkirche St. Veit, Waldenbuch

Mit diesen Worten richtete sich Dvořák 1887 an den tschechischen Architekten Hlávka, nachdem das Werk vollendet war. Dieser hatte ihn nämlich gebeten zur Einweihung seiner gutseigenen Kapelle eine Messkomposition zu verfassen. Nach Teilaufführungen an den Adventssonntagen brachte die Schönbuch-Kantorei am 5. März die für einen bescheidenen Rahmen groß angelegte Messe unter der Leitung von Th. Schäfer-Winter in der ev. Stadtkirche St, Veit in Waldenbuch als Ganzes zu Gehör.

Schon der fugierte, sanft fließende Anfang des Kyrie verrät Dvořáks melodische Erfindungsgabe. In mehreren Wellen steigert sich der 1. Teil des Kyrie bis zum Forte, worauf der intime Anruf des Christe eleison folgt, der solistisch von Kleingruppen homogen vorgetragen wurde. Die verkürzte Wiederaufnahme des Kyrie endet überraschend mit Christe eleison – so als wollte Dvořák sagen, Christus steht uns Menschen näher als der „Herr“. Gleich zu Beginn der Messe wird deutlich, dass die Orgel, souverän gespielt von Dorothee Schäfer-Renno, eher eine begleitende Funktion hat. Auch wenn die Waldenbucher Orgel kein Schwellwerk besitzt, eine Einrichtung in romantischen Orgeln, die das bruchlose Lauter- und Leiser werden ermöglicht, wurde dieses Manko durch differenzierte Registrierung geschickt ausgeglichen. Im Gloria wechseln sich hymnische und eher verhaltene Passagen ab, wobei das in Frauen- und Männerstimmen geteilte ‚Gratias agimus‘ (Danksagung) besonders klangschön gelang. Zunächst beginnt das Credo (Glaubensbekenntnis) leicht tänzerisch, bevor Dvořák mit großem Können die klanglichen und harmonischen Mittel der Romantik einsetzt. Dynamische Gegensätze auf kleinstem Raum und farbige Harmonik wie der spannungsgeladene Tristan-Akkord bei ‚passus‘ (gelitten) verleihen diesem textreichen Abschnitt eine besondere Eindringlichkeit. So folgt der geheimnisvollen Menschwerdung im dreifachen piano unmittelbar mit quasi vier Hammerschlägen die Kreuzigung (crucifixus) im fortissimo oder die im forte strahlende Herrschaft Gottes (cuius regni) ließ der Chor ganz zart in der sprachlosen Ewigkeit (non erit finis) verhallen. Dem feierlichen Sanctus folgt das Benedictus, das mit einem längeren meditativen Orgelvorspiel beginnt. Hier waren die Solistengruppen gefordert die Spannungsbögen im kantilenen Satz zu gestalten, genauso wie im abschließenden Agnus Dei, wo der Gesamtchor nach solistischem Beginn die verzweifelten Miserere-Anrufe (Erbarme dich) aufgriff, um mit dem Friedensruf (dona nobis pacem) das Werk im dreifachen Piano ausklingen zu lassen. Für die konzentriert dargebotene und detailliert gestaltete Aufführung bedankten sich die zahlreichen Zuhörer mit lang anhaltendem Beifall.

Zwischen Credo und Sanctus brillierte Thomas Schäfer-Winter an der Orgel mit der Fantasie Evocation à la Chapelle Sixtine von Franz Liszt, die dieser 1862 bei seinem längeren Romaufenthalt schrieb. Deutlich vernahm man Auszüge aus Mozarts ‚Ave Verum‘ und Allegri’s ‚Miserere‘, Werke, die Liszt in der Sixtinischen Kapelle gehört haben soll.

Volkhard Stepp, 06.03.2023