Unterschiedlichste Kirchenmusik bis hin zu den großen Oratorien und Passionen stehen häufiger auf dem Programm der Kantorei als weltliche Chormusik, die in diesem Sommerhalbjahr nach längerer Abstinenz einmal wieder die Chorproben bestimmen soll. Der Anlaß ist eine Sommerserenade in der Johanneskirche am 23. Juli um 17 Uhr, bei der wir Teile der Liebeslieder-Walzer und Zigeunerlieder von Johannes Brahms aufführen wollen, die beide zu den populärsten und erfolgreichsten Werken des Komponisten zählen.
Die Liebeslieder-Walzer in der exquisiten Besetzung für Chor und Klavier zu vier Händen entstanden im Sommer 1868 schaffen einen engen Bezug zwischen Lied und (Walzer)Tanz. Die Texte stammen von russischen, polnischen und magyarischen Liedern und handeln auf ernsthafte, humorvolle, ironische oder aufrichtige Weise von verschiedenen Aspekten der Liebe. Brahms selbst kommentierte sein Werk so: „Übrigens möchte ich doch riskieren, ein Esel zu heißen, wenn unsere Liebeslieder nicht einigen Leuten Freude machen.“
Die Zigeunerlieder, die fast zwanzig Jahre nach den Liebeslieder-Walzern entstanden, bilden gewissermaßen das exotische Gegenstück zu diesen. Brahms zögerte lange, seinem Werk den Titel Zigeunerlieder zu geben und nannte sie zunächst „ungarische Liebeslieder“, die auch als „Ungarische Tänze“ für Vokalstimmen betrachtet werden können. Die Texte sind deutsche Nachdichtungen ungarischer Volkslieder, die ein ungarisches Kindermädchen einer mit Brahms befreundeten Familie aus ihrer Heimat mitbrachte. Obwohl sie von Brahms für Vokalquartette im Hausmusikgebrauch konzipiert worden waren, fanden bereits zu seinen Lebzeiten öffentliche Aufführungen mit Chören statt. Diese Tradition setzt sich bis heute fort, zumal der moderne Konzertflügel – er wird für unsere Aufführung extra geliehen – mit seinem größeren Klangvolumen auch eine größere Chorbesetzungen ermöglicht.
Auf dem Programm der Sommerserenade stehen außerdem Schumanns Zigeunerleben und weltliche Chormusik von Haydn sowie solistische Klaviermusik von Schumann (Waldszenen op. 82) und Brahms, gespielt vom Ehepaar Yoshiko Yamamoto-Koch und Siegfried Koch, die auch die Kantorei begleiten werden.
Herzliche Einladung zu diesem ganz besonderen Konzert in der Johanneskirche bei freiem Eintritt und willkommenen Spenden für die Arbeit der Kantorei!