Vor 500 Jahren, 1524 erschienen die ersten reformatorischen Gesangbücher. Auf Initiative Martin Luthers entstanden neue Lieder, und mit dem Singen kam das Evangelium unter die Leute. Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Gesangbuch für viele Christen zum Grundbuch ihres Glaubens und zum festen Bestandteil ihres Lebens in Alltag und Gottesdienst.
Auch im Werk von Johann Sebastian Bach haben Choräle tiefe Spuren hinterlassen, erinnert sei nur an die rund 200 erhaltenen Kantaten, das Weihnachtsoratorium und die Passionen die in vielfältiger Weise mit den Liedern des Gesangbuchs verbunden sind. Unter seinen choralgebundenen Orgelwerken nimmt das schon in Weimarer Zeit ab 1708 entstandene Orgelbüchlein einen besonderen Platz ein, das Bach als neunzigseitiges, querformatiges Büchlein anlegte, und in das er vorab die Titel der 164 geplanten Choräle eintrug. „46 ausgeführte Choralvorspiele“, wie ein unbekannter Schreiber zu Bachs Titel ergänzte und das Albert Schweitzer einmal als das „Wörterbuch der Bachschen Tonsprache“ bezeichnete, wurden am Ende vom Komponisten vertont. Noch 75 % der Melodien des Orgelbüchleins sind in unserem heutigen Evangelischen Gesangbuch vertreten. So gewährt die Sammlung als eine der bedeutendsten von Choralvorspielen der protestantischen Kirchenmusik in ihrer Vielfalt, Qualität und Schönheit im 500. Jubiläumsjahr der Gesangbuchgeschichte zugleich einen neuen Blickwinkel auf einen wichtigen Bestandteil unserer Gottesdienste.
Im 5. Benefizkonzert, das Thomas Schäfer-Winter für den Förderkreis der Schönbuch-Kantorei am Erntedankfest, 6. Oktober um 17 Uhr an der Barock-Orgel der Stadtkirche in Waldenbuch spielt, kommt das gesamte Orgelbüchlein zur Aufführung. Da die überwiegend kurzen Choralvorspiele oft nicht die Länge eine gesungenen Choralstrophe überschreiten, wird die Gesamtaufführung nur etwa eineinhalb Stunden dauern. Herzliche Einladung zu diesem besonderen und abwechslungsreichen Konzert, das bei freiem Eintritt stattfindet!
Th. Schäfer-Winter